Piemont im Mai 2025
- Chef
- 24. Mai
- 6 Min. Lesezeit
Wieder mal im Piemont. Dieses Mal im Mai und nicht im Herbst. Erstaunlich wie unterschiedlich dann doch die Eindrücke sind. Zunächst sind die Tage viel länger. Im Herbst sind die Tage viel kürzer und entsprechend mehr findet dann doch unter Kunstlicht statt. Wir nutzen das gleich zu Beginn und machen uns früh am Morgen kurz vor 6 Uhr auf die Strasse und kommen prima durch den Gotthard Tunnel.
Samstag
In Cannobio gibt es dann um 9 Uhr den ersten Cappuccino. Wir nutzen den Samstag zum Einkaufen und müssen in Neive warten. Unser Metzger des Vertrauens öffnet am Samstagnachmittag erst wieder um 16 Uhr. Aber es lohnt sich und wird decken uns mit Salame, Prosciutto und Bistecca ein.
Die Casa Giromet ist (wieder) ohne Umwege erreichbar. Die Unwetter im Piemont haben in Neive und Mango deutliche Spuren hinterlassen. Die Strasse unterhalb von Mango ist auf 30 Meter Länge nur halbseitig zu befahren. Und einige Häuser im Ort haben ihre Stützmauern teilweise verloren. Die Regenfälle waren sehr heftig. Wir haben allerdings eine gute Woche erwischt und bei den Bildern vom ersten Abend kann man kaum glauben, dass hier kurz davor die Welt unterging.
Am Samstag ist "angekommen" angesagt und traditionell gehen wir in die Trattoria La Pizzetta in Valdivilla. Die Tradition hält. Auch dieses Jahr ist der aus der Karte ausgesuchte Wein nicht verfügbar und wir bekommen, wie üblich eine gute Alternative angeboten.
Sonntag
Wir machen uns auf den Weg hinunter nach Cossano Belbo. Diesmal auf einer anderen Route hinunter als in den Vorjahren. Vorbei an der Kirche Madonna della Rovere kommen wir dann auf dem vertrauten Sentiero Belvedere hinunter an den Fluss und bis nach Cossano Belbo. Unsere übliche Anlaufstelle, die Enobottega Masnaiot ist geschlossen. Wir finden eine neue Kneipe und etwas zu trinken bevor wir wieder bergwärts gehen.
Abends dann ist Zeit zum Kochen. Das Ochsenkotelett kommt in die Pfanne. Die Menge ist ausreichend für 1 warmes Abendessen und das restliche Fleisch gibt uns noch 2x Roastbeef im Verlauf der Woche.
Montag
Wir gehen auf eine Wanderung von San Rocco Seno d‘Elvio aus. Ein Tal vor Alba. Wir sind zum ersten Mal da. Der Weg ist zwar etwas „asphaltlastig“, aber beim Weiler Canta kommen wir zur Rocche die Sette Fratelli. Es ist eine Erosionsform – ein tiefes Tal mit sehr steilen Abbrüchen.
Sehenswert. Drum herum - überall Weinberge. San Rocco Seno d’Elvio ist die kleinste Gemeinde die Barbaresco anbauen darf. Die Einzellage Montersino liegt unterhalb von Canta. Im Mai sind sie hier überall aktiv in den Weinbergen. Aktuell wird gespritzt. Das Klappern der Ketten der Rebentraktoren klingt von den Hängen.
Zum Lunch finden wir eine Trattoria in Alba. Der Unterschied zum Herbst: Man kann draussen sitzen und es sind viel weniger Touristen in der Stadt. Die Trüffelsaison ist ja erst viel später im Jahr.
Dienstag

Den Regentag erwischen wir am Dienstag. Wir besuchen Rapalino den Hauswinzer von Matthias und Klaus und danach gehen wir wieder nach Mango in die Bar Poli. Es ist "die" Entdeckung aus dem Vorjahr. Ein nettes junges Ehepaar aus Albanien sucht seinen Platz und die Akzeptanz in der Langhe. Einfaches Konzept - einfaches Essen - gute Weine. Wobei die Auswahl an Weinen aussergewöhnlich ist. In die Gläser kommen die Weine von Prädikatswinzern aus der Region: Paitin, Rapalino, Pio Cesare, Matteo Correggia, u.a.. Das Glas Wein kostet zwischen 3,50 und 5,50. Den Teller Primi gibt es für 7 EUR.
Abends gehen wir kurz in der Cantina in Neive (Monteurstreff auf gehobenem Niveau) vorbei bevor wir zu Max ins Umano gehen. Lohnt sich. Die Karte ist klein, frisch, selektiv und natürlich etwas fleischlastig. Allein wegen der Weinkarte müsste/könnte man Dauergast sein oder werden. Es verstecken sich sicher noch weitere gute Tipps. Max hat mir letztes Jahr den Tipp zum Winzer Cigliuti in Serraboella gegeben und Max kauft auch in Neive beim gleichen Metzger (s.o.) ein.
Zu erwähnen ist der Tartar. Serviert auf einem längs geteilten und angewärmten Knochen. Das Vitello Tonnato kommt auch schön arrangiert auf den Tisch und nicht wie in der sonst üblichen Standardvariante „ertränkt in der Soße“. Kalbsbries und ein Filet bilden die Hauptgänge und der 2022 Nebbiolo „Fralù“ von Bruno Rocca harmoniert perfekt. Mein Filet (ohne Bild) findet keinen Platz mehr in der Galerie....
Mittwoch
Anita möchte mal wieder den Barolo Rundweg rund um La Morra gehen. Das Wetter ist großartig. Den Ausgangspunkt in Santa Maria unterhalb von La Morra kennen wir aus den Vorjahren. Ich habe eine neue Variante gefunden mit dem "Sentiero No6". Die Seite "Cuneotrekking" ist leider nur in italienisch verfügbar. Der Weg ist etwas kürzer als der bekannte Sentiero Barolo, allerdings kurzweiliger und verläuft deutlich weniger auf asphaltierten Wegen. Schon der direkte Aufstieg nach LaMorra durch die Weinberge bietet schöne Blicke über die Barolo Hänge.
Auch in LaMorra ist die Lage entspannter. Nach einem kurzen 1. Besuch in der Cooperativa machen wir in der Vin Bar einen Halt für eine kurze Mittagspause. Kaum Verkehr auf der Strasse - kein Problem einen Sitzplatz zu finden. Der Abstieg nach Annunziata ist steil und rutschig. Bei mir versagte die Haftung bei den Wanderschuhen und ich schlittere das Bachbett, das ein Weg sein soll, hinunter. Ausser einer dreckigen Hose bleiben keine weiteren Nachwirkungen. Von Annunziata geht es dann direkt nach Santa Maria zurück. Von dort aus fahren wir nochmal kurz hoch nach LaMorra zur Cooperativa. Das Mädel, das schon mal in Sulzburg (Partnerstadt von LaMorra) Glühwein trinken musste, ist wieder da und gibt uns ein paar Tipps zu neuen Winzern. Die Barberas von Stroppiana und Negretti ergänzen die Klassiker von Enzo B. und Corino.
Ich habe vergessen zu erwähnen, dass unser Keller im Moment eher Nebbiolo lastig ist (meiner Meinung nach kein wirkliches Problem). Trotzdem ist der Plan uns dieses Jahr auf Barbera zu fokusieren. Der Plan gelingt beinahe, also nicht vollumfänglich. Das ursprüngliche Problem besteht also weiterhin.
Der Tag ist warm und die Sonne steht noch hoch am Himmel als wir in der Casa Giromet ankommen. Ich traue mich in den Pool. Bei 16 Grad Wassertemperatur macht mir keiner den Platz im Wasser streitig.
Donnerstag
Es lohnt sich einmal nach Castagnole delle Lanze zu fahren. Eine sehr schön restaurierte Altstadt auf dem Hügel. Allerdings beginnt am Freitag das Barbera Fest und überall in den Gassen beginnt der Aufbau der Buden für das dreitägige Fest. Wir machen nochmal eine kurze Mittagspause in der Bar Poli in Mango.
Abends gehen wir nach Jahren wieder einmal ins TaStè. Stefano macht einen guten Job und falls sie eine Schwächeperiode in der Küche hatten, so ist sie überwunden. Alle Tische sind komplett belegt. Die Vorspeisen sind sehr gut. Und das Brot ebenfalls. Anita hat die Tagliatelle mit Shrimps und ich Kalbsbäcken mit bissfestem Gemüse. Die Weinkarte ist vermutlich auf Augenhöhe mit der von Max im Umano. Im Tastè entdecken wir den Winzer Guido Rivella aus Barbaresco. Sein Nebbiolo schmeckt vorzüglich und ist der Grund dafür, dass unser "Barbera" Plan nicht aufgeht.
Zwischen den Bildern mit Stefano liegen 4 Jahre (2021-2025) und das 2021 Bild brinngt uns gleich wieder ins Gespräch. Wir bekommen noch einen extra Digestif aufs Haus und bevor wir gehen, noch eine Schachtel Tajarin aus der eigenen Manufaktur, verbunden mit der Aufforderung nicht mehr so lange bis zum nächsten Besuch zu warten. Liebenswert!
Freitag
Die abschliessenden Besorgungen. Wir gehen in Barbaresco zu Guido Rivella, der Nebbiolo gehört seit gestern zu meinen Favoriten. Die Casa Luisin ist die nächste Station bevor wir nach Fontanafredda fahren. Als Weinproduzent ist der Laden für mich viel zu gross. Aber es gibt eine schöne Wanderung rund ums Weingut mit Blick auf LaMorra und die Weinberge bevor man durch den Park wieder zurück kommt in die Cantina. Das dritte Bild stammt aus Serralunga und man sieht noch den Schnee in den Alpen.
Eine kurze Episode soll noch Erwähnung finden: Im Park ist ein älterer Mann mit Hund unterwegs und vergräbt "etwas" am Wegesrand. Das sei eine "Simulation" für Amerikaner aus Kansas City. - Er vergräbt dazu eine Trüffel direkt am Weg (sic) damit er mit seinem Hund später den Amis zeigen kann wie man Trüffel findet. Dazu muss man sich hinterher nicht mal die Schuhe putzen. Es reicht 100 m vom Restaurant aus den Waldweg entlang zu gehen.
Auch in der Vinoteca Centro Storico in Serralunga d'Alba ist es deutlich entspannter als im Herbst. Die Weinkarte ist nach wie vor exzellent und Alessio ist eine Type. Alles gut, aber ich denke, wir machen mal wieder eine Pause. Es gibt auch andere gute Optionen in der Region.
Es geht nochmal in den Pool und mit dem Abendessen in der Casa ist die Woche schon wieder rum.
Samstag
Wir machen uns keinen Stress und gehen noch auf den Markt in Alba. Die Pasta von Marco Giacosa und die Weine sind schon im Auto. Es fehlen noch Gemüse, Salat, Salame von Luiset, der Grappa von Marolo, Lardo und Salsicce aus der Macelleria Guido. Gegen Mittag ist alles erledigt. Dann geht es über Verbania wieder nach Hause.
12 Mal insgesamt im Piemont - davon 8 mal bei Matthias und Klaus.






































































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